Politik soll alles auf Null stellen
Seniorenbeirat plädiert dafür, aus der ehemaligen Volksbank ein Mehrgenerationenhaus zu machen
Von Jakob Brandt am 9.2.2018 in der ZZ
STTTENSEN. Eigentlich ist die Sache beschlossen: Nach dem Willen der Mehrheit im Samtgemeinderat soll die ehemalige Volksbankgeschäftsstelle an der Bahnhofstraße zu einem Rathaus umgebaut werden. Ein Planer ist bereits beauftragt, die europaweite Ausschreibung der Bauarbeiten vorzubereiten. Halt, Stopp, sagt der Seniorenbeirat, mit dem Gebäude lässt noch etwas viel besseres machen.
Von einem Mehrgenerationenhaus träumen die Senioren, von einem Treffpunkt für jung und Alt, mitten im Ort. Der Beirat ist der Uberzeugung, das Zentrum der Gemeinde dadurch spürbar beleben zu können. Ideen zur Attraktivitätssteigerung des Sittenser Ortskerns sind bekanntlich Mangelware. Insofern hofft der Beirat, in der Politik Gehör zu finden, obwohl die Um- und Ausbaupläne des Bankgebäudes schon weit fortgeschritten sind.
"Wir sind der Meinung, dass sich dieses Gebäude ideal für ein Mehrgenerationenhaus eignen würde", sagt die Beiratsvorsitzende Jutta Fettköter. "Es liegt zentral im Ort und ist sehr gut erreichbar." Nach Ansicht der Senioren braucht Sittensen ein Mehrgenerationenhaus, weil die Menschen immer älter werden und Begegnungsorte für jung und Alt fehlen. Vorbild für den Beirat ist das Mehrgenerationenhaus in Zeven. In der ehemaligen holländischen Schule gibt es ein umfangreiches Angebot für Menschen aller Generationen und Kulturen. Bei der Integration der Flüchtlinge, sagt Fettköter, könne ein zentraler Treffpunkt ebenfalls hilfreich sein. Das Flüchtlingsbüro ließe sich beispielsweise gut im
alten Bankgebäude unterbringen.
Kita im Bankgebäude
Der Seniorenbeirat weiß natürIich, wie groß die alte Geschäftsstelle ist und das es nicht einfach ist, alle Räume sinnvoll zu nutzen. Aber die Senioren strotzen nur so vor Ideen: Der in Tiste geplante neue Kindergaden passe gut ins alte Bankgebäude, meinen sie. "Warum in Tiste auf der Weide einen teuren Neubau hinstellen, wenn eine gebrauchte Immobilie diesen Zweck ebenso erfüllen kann", so Fettköter. Damit komme man auch dem Ziel, alle Generationen zusammenzubringen, ein Stück näher. Die Beiratsvorsitzende kann sich gut vorstellen, dass die Senioren mal in den Kindergarten gehen und den Jungen und Mädchen etwas vorlesen und auch sonst ihre Hilfe anbieten. "Wir Senioren", sagt sie, "haben viel Potenzial." Denkbar sei auch, kleine Wohnungen für Senioren im Gebäude zu schaffen, das geplante Seniorenbüro darin unterzubringen - und vielleicht auch eine Tagespflegeeinrichtung.
Damit das Haus zu einem Begegnungsort für alle Generationen wird, sollen Vereine und Verbände es ebenfalls für ihre Veranstaltungen nutzen können. "Momentan finden die Angebote überall in der Gemeinde statt, schöner aber wäre es, wir hätten einen zentralen Ort, den alle nutzen könnten", so Fettköter.
Der Seniorenbeirat plädiert nun dafür, das alte Bankgebäude so zu belassen wie es ist. Die Verwaltung müsste demnach erst einmal im alten Rathaus bleiben. Es sei verständlich, dass sich die Mitarbeiter so schnell wie möglich bessere Arbeitsbedingungen wünschen, in Zeiten leerer Kassen sei aber auch zu prüfen, ob die alte Volksbank nicht sinnvolIer und effizienter zu nutzen sei, betont die Beiratsvorsitzende.
Für Umkehr nicht zu spät
Kosten und Nutzen aller geplanten Baumaßnahmen seien genau zu prüfen und abzuwägen. Ein Punkt, über den noch nicht gesprochen worden ist, ist die Trägerschaft. Die Mehrgenerationenhäuser in Zeven und Oerel werden beispielsweise vom deutschen Roten Kreuz betrieben.
Fragen der Trägerschaft aber können später geklärt werden, erstmal geht es dem Seniorenbeirat darum, seine Ideen publik zu machen und sie zur Diskussion zu stellen.
Das Thema voranzubringen ,hat sich das Gremium zum Ziel gesetzt. Für eine Umkehr sei es noch nicht zu spät, schließlich wolle die Gemeinde den Bebauungsplan "Neue Ortsmitte Süd"auch überdenken."Warum kann man bei der Volksbank nicht auch wie bei einem Computer die Escape-Taste drücken und alles auf Null stellen?", fragt Fettköter. "Gerne würden wir mit den politischen Gremien ins Gespräch kommen. Es wäre ein Jammer, das Gebäude zu einem Verwaltungssitz um- und auszubauen ohne zuvor alternative Nutzungen geprüft zu haben."
Kommt es so wie vom Seniorenbeirat gewünscht, dann müßte für das Rathaus ein neuer Standort gesucht werden. Den alten Standort am Markt hat die Mehrheitsgruppe im Sittenser Gemeinderat bekanntlich ausgeschlossen.